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Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung 2023

Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung

Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung gehört auch in der Versicherungsbranche zum guten Ton. In meinen Augen gibt es hier drei Strömungen, die mehr oder weniger berechtigt sind.

  1. Die häufigste Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung lautet, dass sie nie leisten würde. Das stimmt aber so nicht.
  2. Dann kommt die Kritik, die BU-Versicherung sei unsolidarische Scheiße. Das ist durchaus nachvollziehbar. Ich würde da auch persönlich mitgehen. Ich kann aber mal erklären, wie es soweit gekommen ist.
  3. Und außerdem gibt es noch meine eigene Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie geht nämlich voll am Bedarf des Kunden vorbei. Geh ich selbstverständlich auch voll mit 🙂

Und jetzt erkläre ich langatmig, was es mit den einzelnen Punkten auf sich hat.

Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung: Sie zahlt nie!

Dass die Berufsunfähigkeitsversicherung nie zahlt, ist selbstverständlich Quatsch. Der Gesamtverband deutscher Versicherer bringt jedes Jahr die Leistungszahlen raus. Und die liegen stabil über 80%. Jetzt lässt sich einwenden, dass der GDV nicht unbedingt neutral ist. Allerdings zeigt sich aus der Erfahrung und im Dialog mit Kollegen, dass an den Zahlen was dran sein muss.

Klar ist aber, dass kein BU-Versicherer gern zahlt. Wenn sie es nicht müssen, dann tun sie es nicht. Und jetzt kommt halt das Problem: Kein Mensch weiß, wie ein BU-Leistungsfall funktioniert. Dann passieren Fehler. Und dann muss die BU-Versicherung nicht zahlen. Deshalb ist es so wichtig, sich hier Unterstützung zu holen oder sich über den BU-Leistungsfall zu informieren.

Aber wenn du berufsunfähig bist und über einen Arzt und eine Tätigkeitsbeschreibung nachweisen kannst, dass du außerstande bist, ein sinnvolles Arbeitsergebnis zu erzielen oder darin zu mindestens 50% eingeschränkt bist, dann muss die Berufsunfähigkeitsversicherung leisten.

Diese Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung ist sicher nicht berechtigt. Obwohl wir selbstverständlich gut verstehen können, dass der Einzelfall weh tut.

Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung: Ziemlich asozial

Und ich meine asozial hier wörtlich: unsozial. An der Kritik ist was dran. Denn die Beruf, die vorübergehend in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können, sind eben hauptsächlich körperliche Berufe. Und genau diese Berufe können sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr leisten. Und das kam so:

Es war einmal eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die mehr Umsatz machen wollte. Also haben sie sich überlegt, welche Zielgruppe ihnen am liebsten wäre und kamen auf die Akademiker. Da es bisher 3 Berufsgruppen gab (normal, körperlich und schwer körperlich) führten sie eine vierte Berufsgruppe für Akademiker ein. Die machten sie ein bisschen günstiger, dafür die anderen Gruppen etwas teurer. Die Idee fanden die anderen Versicherer auch geil. Und heute gibt es gut 28 Berufsgruppen, wobei der Gewinner der 100% im Büro arbeitende Akademiker ist, der nicht raucht, gesund ist, Personalverantwortung für 8 Mitarbeiter hat und keinen gefährlichen Hobbies nachgeht.

Fies ist das, weil der Akademiker bei Berufsunfähigkeit nicht mehr umschulen kann. Wenn er BU ist, bleibt er es bis zum Schluss. Der Handwerker wird zwar schneller berufsunfähig, aber er kann eben auch umschulen und wieder arbeiten. Er braucht die Rente nicht bis zum Schluss. Vor allem, weil er sich ja nicht die Rente in der Höhe leisten kann, die er braucht. Wenn er für 2.000 Euro 250 Euro monatlich zahlen muss, dann nimmt er halt nur 750 Euro, die er sich leisten kann. Und weil die Rente zu niedrig ist, muss er möglichst schnell wieder umschulen, damit er überleben kann.

Kalkuliert ist seine Rente aber so, als würde er bis zum Ende berufsunfähig bleiben. Das ist fies. Asozial eben. Diese Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung ist also berechtigt.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung geht am Bedarf vorbei

Und jetzt kommen wir zu meiner persönlichen Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung. Ich denke nämlich, dass die meisten Kunden keine BU-Versicherung brauchen, die so lange zahlt. Denn die BUV zahlt, wenn ich in meinem Beruf für 6 Monate oder länger nur noch zur Hälfte arbeiten kann. Mal angenommen, die Krankheit ist so feinfühlig, dass ich wirklich noch genau zur Hälfte arbeiten kann… Dann kann ich mir ja überlegen, ob das ausreicht oder ob ich in einem anderen Beruf den Rest dazuverdiene.

Normalerweise bedeutet BU aber, dass ich nicht mehr in meinem Beruf arbeiten kann. Die BU-Versicherung würde leisten, auch wenn ich in einem anderen Beruf arbeiten könnte, aber nicht will. Wenn ich also zu Hause bleibe, meine Zeit auf Facebook, Instagram oder Twitch totschlage, kann der Versicherer nicht die Leistung einstellen. Und so muss er dann auch die Beiträge kalkulieren.

Wenn ich jetzt aber mal unterstelle, dass die meisten Menschen am liebsten auf eigenen Beinen stehen wollen und umschulen würden, dann wäre es doch ausreichend, wenn ich hier eine Transferleistung erhalte. Also für den Zeitraum der Umschulung.

Und erst wenn ich überhaupt nicht mehr arbeiten kann, sollte die Versicherung mir Geld bis zur Altersrente zahlen. Sowas macht die Erwerbsunfähigkeitsversicherung.

Deshalb denke ich, dass eine Kombination von einem Krankentagegeld, dass mir vorübergehend Geld zahlt und einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die dann dauerhaft zahlt, wenn ich keine 3 Stunden mehr in irgendeinem Beruf arbeiten kann, für die meisten Menschen die passendere Lösung wäre.

Für Handwerker wäre diese Lösung noch günstiger, weil es hier noch keine 28 Berufsgruppen gibt. Also, in meinen Augen ist meine Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung total berechtigt 😉

Unterm Strich

Die Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung ist größtenteils berechtigt. Allerdings gibt es halt auch bei Versicherungen kein perfektes Produkt. Es gibt nur Produkte, die passen und welche, die nicht passen. Wer sich also eine BU-Versicherung locker leisten kann, der kann auch damit leben, dass die BUV an sich besser ist als der Bedarf. Wer sie sich nicht leisten kann, muss sich nach Alternativen umsehen. Und davon gibt es ja glücklicherweise auch ein paar am Markt.

Wir haben hier auf der Seite einen Marktvergleich aller Grundfähigkeitsversicherungen und einen Marktvergleich aller Erwerbsunfähigkeitsversicherungen. Und wer will, kann uns auch kontaktieren! Dann finden wir gemeinsam die passende Lösung.

Am Ende hilft es halt nix, sich über die Berufsunfähigkeitsversicherung oder Dienstunfähigkeitsversicherung aufzuregen, wenn man für sich eine bessere Lösung finden kann 😉

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