Scroll Top

Berufsunfähig oder erwerbsunfähig? Was ist der Unterschied?

berufsunfähig oder erwerbsunfähig

Ob ich berufsunfähig oder erwerbsunfähig bin, ist oft kein großer Unterschied. Es kommt dabei immer auf meinen Beruf an. Und auf die gesundheitliche Einschränkung. Ich erklär mal kurz den Unterschied zwischen berufsunfähig oder erwerbsunfähig, um dann zu prüfen, was von beiden ich unbedingt absichern muss.

Bin ich berufsunfähig oder erwerbsunfähig?

Berufsunfähig bin ich, wenn ich in meinem Beruf wegen einer gesundheitlichen Einschränkung nur noch zur Hälfte arbeiten kann. Die Hälfte kann ich sowohl zeitlich als auch im Arbeitsergebnis bemessen. Wenn ich von 8 Stunden nur noch 4 arbeiten kann, bin ich BU. Wenn ich statt 100 Brötchen in 8 Stunden nur noch 50 backe, bin ich auch BU. Diese Bemessung am Arbeitsergebnis ist ein großer Unterschied zur EU-Versicherung.

Erwerbsunfähig bin ich, wenn ich am allgemeinen Arbeitsmarkt keine 3 Stunden mehr arbeiten kann. Die Erwerbsunfähigkeit ist der staatlichen Erwerbsminderung sehr ähnlich. Aber bei der Erwerbsunfähigkeit prüft der Versicherer, ob ich Geld bekomme und bei der EMI die Deutsche Rentenversicherung. Ich möchte nicht beurteilen, was schlimmer ist.

Ich kann nicht nur berufsunfähig oder erwerbsunfähig sein. Ich kann durchaus beides gleichzeitig sein.

Entweder ist die gesundheitliche Einschränkung so groß oder mein Beruf so körperlos. Wenn ich also eine schwere Depression habe oder Krebs, dann kann ich ziemlich sicher für ein halbes Jahr überhaupt nicht arbeiten. Egal, in welchem Beruf. Wenn ich aber Höhenangst habe, kann ich als Dachdecker nicht mehr arbeiten, aber in einem Büro ginge es.

Und wenn ich Pförtner bin und berufsunfähig, dann bin ich in fast jedem Fall auch erwerbsunfähig. Die einzige Ausnahme könnte sein, dass ich 8 Stunden am Tag arbeite und aufgrund der Einschränkung noch 3 aber keine 4 Stunden mehr arbeiten könnte. Dann wäre ich BU, weil die Berufsunfähigkeitsversicherung ja schon leistet, wenn ich in meinem Beruf nur noch zu 50% arbeiten kann. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung leistet aber erst, wenn ich keine 3 Stunden arbeiten kann.

Weitere Beispiele:

Nehmen wir mal eine Bürokraft. 8 Stunden am Tag muss ich Daten in den PC eintippen. Wegen einer Arthrose tut es nach 4 Stunden so weh, dass ich nicht mehr arbeiten kann. Ich bin berufsunfähig. Aber es geht nicht nur über die Zeit. Es geht auch über das Arbeitsergebnis.

Mal angenommen ich bin Versicherungsvermittler. Ganz klassisch. Ich fahre mit dem Auto zu meinen Kundenstamm. Da berate ich dann zu den Versicherungsprodukten. Im Büro schreibe ich dann Angebote, telefoniere mit Versicherern, bilde mich fort usw.


Ich fahre ungefähr 5% der Zeit im Auto, berate 25% und bin 70% im Büro.
Was passiert, wenn ich nicht mehr Autofahren kann?

Aus gesundheitlichen Gründen und länger als 6 Monate?

Bin ich dann berufsunfähig?


Selbstverständlich! Zwar erreiche ich bei der quantitativen Betrachtung nur 5%. Aber wenn ich nicht zum Kunden fahren kann, kann ich auch nicht beraten. Also fallen nochmal 25% weg. Wenn ich die Kunden nicht berate, muss ich auch keine Angebote schreiben oder mit Versicherern telefonieren. Und fortbilden eigentlich auch nicht.


Da das Autofahren für alle anderen Tätigkeiten so wichtig ist, ist ohne sie kein sinnvolles Arbeitsergebnis mehr möglich. Ich bin berufsunfähig. Wenn ich als Versicherungsvermittler selbständig bin, prüft die Bu-Versicherung noch, ob er mich umorganisieren kann. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Bei der Erwerbsunfähigkeitsversicherung geht es nur über die Zeit. Wenn ich keine 3 Stunden mehr am allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten kann, bin ich erwerbsunfähig. Es gibt Gesellschaften, die erst ab 2 Stunden am Tag oder 7 Stunden die Woche leisten. Auch ist der Prognosezeitraum nicht immer bei 6 Monaten. Es gibt ebenfalls Erwerbsunfähigkeitsversicherungen, die 18 Monate oder mehr verlangen.

Aber gehen wir vom bestmöglichen aus. Dann ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung um so näher an der BU-Versicherung, je näher mein ausgeübter Beruf am letztmöglichen Verweisungsberuf des allgemeinen Arbeitsmarktes dran ist. Logisch. Denn wenn ich in dem Beruf arbeite, der körperlich am anspruchslosesten von allen ist, kann mich auch die EUV nicht mehr verweisen.

Dann wäre die BU-Absicherung nur dann besser, wenn ich länger als 6 Stunden am Tag arbeite. Arbeite ich nur Teilzeit, könnte die EUV auch mal besser als die BUV sein.

Berufsunfähig oder Erwerbsunfähig? Welche Versicherung brauche ich unbedingt?

Ob ich jetzt unbedingt eine BU-Versicherung oder eine EU-Versicherung brauche, ist Geschmackssache. Manche schauen mehr aufs Geld, anderen ist die beste Leistung wichtiger. Tatsache ist, dass der Leistungsumfang der BUV größer ist. Ich bekomme schon mein Geld, wenn ich umschulen muss. Ich kann also nicht mehr als Handwerker arbeiten und muss auf einen Bürojob umschulen. Die BU-Versicherung leistet da, die Erwerbsunfähigkeitsversicherung nicht.

Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung kann mich nicht abstrakt verweisen! Der Versicherer kann also nicht verlangen, dass ich etwas anderes arbeite. Er kann nur dann aufhören zu zahlen, wenn ich tatsächlich wieder arbeite. Aber selbst dann geht das nicht so einfach. Die BU-Versicherung muss solange zahlen, bis ich wieder etwa 80% meines alten Einkommens verdiene. Außerdem darf mich der neue Job weder über-, noch unterfordern. Und das Ansehen des Berufs muss ungefähr mit dem alten vergleichbar sein.

Welche Rollen spielen die Berufsgruppen?


Allerdings sind Versicherungen ja nicht dumm. Die wissen das auch. Deswegen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für alle Berufe, die kaum noch zu verweisen sind, günstiger als die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Und das ist auch leicht erklärt. Die BU-Versicherung hat über die Jahre immer kleinere Kollektive gebildet.


Am Anfang gab es den körperlich Tätigen, den nicht-körperlich Tätigen und den schwerst körperlich Tätigen. Dann haben die ersten Versicherungsgesellschaften angefangen, in 4 oder 5 Berufsgruppen zu unterteilen.

So konnten die Gesellschaften die wenig körperlich Tätigen günstiger kalkulieren.


Mittlerweile gibt es zwischen 8-20 verschiedene Berufsgruppen in der BUV.

In der EUV sind es maximal 4. Es gibt auch Versicherungsgesellschaften, die nur eine Berufsgruppe haben. Dadurch sind die Top-Berufsgruppen der BU-Versicherung deutlich teurer, weil sie sich mit teureren Berufsgruppen mischen.

Was spricht für die EU-Versicherung?

Allerdings ist die EU-Versicherung für die allermeisten Berufe deutlich günstiger. Und wenn wir davon ausgehen, dass ich ja vielleicht auch gesund bleibe, bis ich in Rente gehe, muss ich darüber schon mal nachdenken. Außerdem kann ich ja während einer Umschulung auch von meinem Ersparten leben. Oder ich schränke mich in dieser Zeit ein. Sollte ich aber tatsächlich in keinem Beruf arbeiten können, zahlt die EUV.

Ich persönlich finde es gut, wenn ich nur das wichtigste versichere. Sonst wird es zu teuer. Und wir dürfen ja auch davon ausgehen, dass die Versicherung ihre Tarife so kalkuliert, dass sie im Schnitt Geld verdient. Deswegen sollte ich nicht das versichern, was wahrscheinlicher passiert, sondern das, was mich ruinieren kann. Bin ich berufsunfähig oder erwerbsunfähig, dann habe ich in beiden Fällen kein Geld mehr. Aber bei der BU ist es eher vorübergehend…

Aber am Ende bleibt es eure Entscheidung. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist sicherer, aber teurer, während die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zwar günstiger ist, aber ich manche Risiken wieder selbst tragen muss. Ob ihr nun Geld braucht, wenn ihr berufsunfähig oder erwerbsunfähig seid, weiß ich ja nicht 🙂

Verwandte Beiträge

Hinterlasse einen Kommentar

Privacy Preferences
When you visit our website, it may store information through your browser from specific services, usually in form of cookies. Here you can change your privacy preferences. Please note that blocking some types of cookies may impact your experience on our website and the services we offer.