So wie alle die Berufsunfähigkeitsversicherung toll finden, finden die Erwerbsunfähigkeitsversicherung alle kacke. Wenn aber alle einer Meinung sind, dann ist das nicht selten einfach so, weil eben alle einer Meinung sind und niemand mehr diese Meinung hinterfragt. Außer ein paar wenige… So wie ich, zum Beispiel.
Denn ich persönlich bin ein ziemlich großer Fan der Erwerbsunfähigkeitsversicherung! Ich hab sogar einen Marktvergleich aller EU-Versicherungen erstellt!
Was kann die Erwerbsunfähigkeitsversicherung?
Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt mir eine Rente, wenn ich überhaupt nicht mehr arbeiten kann. Ich kann also nicht mehr umschulen. In den Bedingungen steht, dass ich außerstande sein muss, 3 Stunden am allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten. Zum allgemeinen Arbeitsmarkt gehören keine behindertengerechten und keine Schon- oder Nischenarbeitsplätze. Ein Schon- und Nischenarbeitsplatz wäre z.B. der Pförtner, der noch im Unternehmen beschäftigt wird, nachdem er nach langer Firmenzugehörigkeit seiner alten Tätigkeit nicht mehr nachgehen kann. Oder halt jeder andere Arbeitsplatz, der an die krankheitsbedingten Einschränkungen eines Arbeitnehmers zum Zweck der Weiterbeschäftigung angepasst wird.
Die Hürde, eine Leistung aus der Erwerbsunfähigkeitsversicherung zu erhalten, ist also relativ hoch.
Aber andererseits: Wieso brauch ich eine dauerhafte Rente, wenn ich noch umschulen könnte?
Wann ist eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?
An dieser Stelle scheiden sich die Geister. Für den Großteil aller Experten ist die Berufsunfähigkeitsversicherung die einzige Lösung. Das ist in meinen Augen aber dann nicht richtig, wenn der Beitrag sehr hoch ist und die Möglichkeit einer Umschulung durchaus besteht.
Und das wäre bei Handwerkern der Fall. Ein 18-jähriger Schreiner zahlt für 1.000 Euro Rente zwischen 80-120 Euro im Monat. Der Dachdecker zahlt zwischen 140 und 200 Euro und ein Elektriker zahlt auch noch zwischen 60-90 Euro.
Für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt der Elektriker zwischen 30 und 60 Euro. Und selbst der Dachdeckerhelfer ist mit 55 bis 80 Euro dabei.
Und wir reden hier nur von 1.000 Euro Rente. Wenn der Dachdecker 2.000 Euro BU-Rente will, zahlt er halt 300-400 Euro.
An dieser Stelle müssen wir echt über eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung als Alternative nachdenken.
Was ist, wenn ich berufsunfähig bin und eine Versicherung habe?
Ein Szenario, dass hier oft gespielt wird, ist das der Berufsunfähigkeit. Der Dachdecker ist also aus gesundheitlichen Gründen außerstande, in seinem Beruf für 6 Monate mehr als die Hälfte zu arbeiten. Er ist aber noch nicht so eingeschränkt, dass er nicht umschulen könnte.
Wenn er jetzt eine BU-Versicherung hat, zahlt diese die Rente, bis er umgeschult hat und in dem neuen Beruf mindestens 80% dessen verdient, was er vorher verdient hat. Die genauen Regeln einer konkreten Verweisung findet ihr auch in diesem Blog. Wir sagen mal, das dauert 2 Jahre. Wenn er 1.000 Euro versichert hat, dann bekommt er also 24.000 Euro. Beiträge, die er bis 67 zahlt, sind etwa 82.000 Euro, wenn er den günstigsten Anbieter nimmt.
Und wenn wir jetzt noch bedenken, dass laut der Meinung aller jeder Vierte im Laufe seines Lebens BU wird, dann bleiben drei von vier verschont.
Es geht mir jetzt nicht darum, zu zeigen, dass die BU-Versicherung Unsinn ist. Aber ich will schon zeigen, dass ich Geld sparen kann, wenn ich bereit bin, manche Risiken selbst zu tragen.
Was passiert, wenn ich keine BU-Versicherung habe?
Mal angenommen, ich kann nicht mehr arbeiten. Dann bekomme ich 6 Wochen Lohnfortzahlung und danach für 72 Wochen etwa 75% vom Netto. Wenn ich nicht krankgeschrieben bin, sondern gleich eine Umschulung beginne, dann bekomme ich 60% vom Brutto oder 67%, wenn ich schon Kinder habe. Und bei einer Umschulung darf mir der neue Arbeitgeber auch ein kleines Gehalt zahlen.
Wir reden also in der Regel von einer Lücke von weniger als 30% vom Netto.
Wenn ich es geschafft habe, 3-6 Monatsgehälter auf die Seite zu packen, könnte ich diese Lücke für eine ganze Weile füllen.
Und für den Fall, dass ich gesundheitlich so sehr eingeschränkt bin, dass ich nicht umschulen kann, dann liegt schon die Vermutung nahe, dass ich erwerbsunfähig bin.
Was ist fast immer schlechter als eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?
In meinen Augen ist es wichtiger, den schlimmsten Fall richtig abzusichern, als schon vorher eine Rente zu bekommen, die zu niedrig ist.
Mal angenommen, ich bin Dachdecker und habe Ausgaben in Höhe von 2.000 Euro jeden Monat. Da mein Berater sagt, dass ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung machen muss, weil alles andere Quatsch ist, müsste ich 300 Euro zahlen. Das kann ich mir nicht leisten, also nehm ich nur 1.000 Euro Rente und zahle nur 150 Euro. Für das gleiche Geld gäbe es auch eine gute EU-Versicherung mit 2.000 Euro.
Jetzt kommt der Fall, dass ich berufsunfähig werde. Ich bekomme die 1.000 Euro im Monat. Zusammen mit den staatlichen Hilfen komme ich super durch die Umschulung. Alles ist gut.
Aber für den Fall, dass ich tatsächlich nicht mehr umschulen kann, fehlen mir dann jeden Monat 1.000 Euro. Ich hab also eine Versicherung, die im schlimmsten Fall nur meine Insolvenz herauszögert.
Deshalb sollte ich eben immer den schlimmsten Fall perfekt absichern, statt mich bei einer vorübergehenden Einschränkung zu entlasten.
Kann ich nicht auch Geld sparen, wenn ich die Laufzeit kürze?
Auch mit einer kürzeren Laufzeit kann ich Geld sparen. Wenn ich als Dachdecker eine BU-Versicherung bis zu meinem 60. Lebensjahr abschließe, dann kostet mich das nur noch zwischen 70 und 120 Euro. Ich trage dann das Risiko, dass ich es nicht schaffe, bis 60 vom Ersparten oder Immobilien, Aktien oder sonst was leben zu können.
Sowas lässt sich unterstützen durch Vorsorgestrategien, die eine Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit beinhalten.
Ich halte eine verkürzte Laufzeit immer dann für sinnvoll, wenn ich Ausgaben nicht bis ans Lebensende habe. Das ist bei Kindern und bei einer selbstbewohnten Immobilie der Fall.
Denn die Kinder verdienen oft schon Geld, bevor die Eltern 60 Jahre alt sind und ein Haus sollte man bei hohen Zinsen auch eher schnell abzahlen.
Alle Ausgaben, die ich ein Leben lang habe, muss ich auch so lange absichern. Entweder über eine Versicherung oder über viel Geld.
Deshalb bin ich ein Fan von Kombinationen.
Kann ich eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung mit einer BU-Versicherung kombinieren?
Ich kann beispielsweise für die Ausgaben für die Kinder als Handwerker eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit 1.000 Euro bis Endalter 60 für 90 Euro abschließen und das ganze mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung, 1.000 Euro bis 67, für 60 Euro ergänzen. Dann bin ich bei 150 Euro. Also soviel, wie eine BU-Versicherung bis 67 mit 1.000 Euro Rente kosten würde.
Hinzukommt, dass ich bei einer dauerhaften Erwerbsunfähigkeit immer davon ausgehen kann, dass auch die Deutsche Rentenversicherung mir meine Erwerbsminderungsrente zahlt. Im Moment erhalten fast 2 Millionen Menschen in Deutschland eine Erwerbsminderungsrente.
Und wenn du noch mehr sparen willst, dann kannst du eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung bis 67 abschließen und unseren WORKSURANCE.starter. Den kannst du ganz einfach online abschließen und erhältst bei Krankschreibung bis zu 24 Monaten Rente plus 6 Monatsrenten, wenn du umschulst.
Langer Rede kurzer Sinn…
In meinen Augen ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung eine sinnvolle Lösung für alle, die in der Berufsunfähigkeitsversicherung einfach zu viel zahlen würden. Das ist mehr als offensichtlich.
Trotzdem gibt es kaum Vermittler, die sich zutrauen, hier zum einen bedarfsgerecht zu beraten und auch zum anderen das persönliche Sicherheitsbedürfnis des einzelnen Interessenten mit einzubeziehen.
Aber wenn du dich bei mir meldest, dann verspreche ich dir, dass wir über all das reden können 🙂
Ach ja, eine kleine Anmerkung noch: Für Akademiker ergibt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung keinen Sinn, weil sie teurer ist als die BU-Versicherung…