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Was ist der Prognosezeitraum?

Prognosezeitraum

Der Prognosezeitraum ist der Zeitraum, für den ich in Zukunft berufsunfähig sein muss, um die Leistung zu erhalten. Laut §172 VVG ist das dauerhaft. Laut den Bedingungen der meisten Berufsunfähigkeitsversicherungen liegt der Prognosezeitraum bei 6 Monaten. Das ist schon besser. Aber halt trotzdem irgendwie doof.

Warum ist der Prognosezeitraum an sich egal?

Der Prognosezeitraum kann von mir aus auch dauerhaft sein. Das wäre mir persönlich egal. Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, aber so grundsätzlich wäre es wirklich nicht wichtig für die Qualität der Berufsunfähigkeitsversicherung. Das liegt daran, dass Prognosen schwierig sind. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Und noch mehr, wenn sie deine Gesundheit betreffen.

Denn ein Arzt wird sich nicht so einfach festlegen, dass dein Gesundheitszustand für die kommenden 6 Monate so bleiben wird. Und selbst wenn das ein Arzt machen würde, könnte der Versicherer immer wieder prüfen, ob der Prognosezeitraum auch weiterhin erfüllt ist.

Aber auch, wenn das alles einfach wäre, dann würde die Leistung ja vermutlich 6 Monate früher enden als sonst. Denn berufsunfähig bin ich ja nur, wenn der Prognosezeitraum 6 Monate in die Zukunft erfüllt ist.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist aber nicht böse oder daran interessiert, die Leistung zu verweigern. Deshalb wurde der fiktive Prognosezeitraum erfunden.

Was ist der fiktive Prognosezeitraum?

Der fiktive oder fingierte Prognosezeitraum wird auch Fiktion genannt und ist wirklich sauwichtig. Denn er benennt den Zeitraum, den ich tatsächlich schon berufsunfähig gewesen sein muss, damit die Berufsunfähigkeitsversicherung davon ausgeht, dass ich auch in Zukunft berufsunfähig sein werde. Und das ist bei den meisten Versicherern auch 6 Monate.

Wenn ich also 6 Monate BU war, dann gehen die meisten Versicherer davon aus, dass ich dauerhaft BU bin. Sie fingieren es oder gehen eben fiktiv davon aus.

Das heißt übersetzt, dass ich nach 6 Monaten BU nicht mehr nachweisen muss, was in Zukunft sein wird. Ich bin dann von Beginn an berufsunfähig.

Naja, und logischerweise ist es auch für einen Arzt einfacher nachzuweisen, was die letzten 6 Monate war, als was in den kommenden 6 Monaten sein wird.

Die meisten BU-Fälle haben mit psychischen Erkrankungen zu tun

Und der Nachweis der Berufsunfähigkeit ist zwar nicht nur der Nachweis einer gesundheitlichen Einschränkung. Aber hier kann es halt schon vorbei sein mit der Hoffnung auf Rente.

Nehmen wir mal eine psychische Erkrankung. Da ist es schon schwierig genug für einen Arzt, dem Versicherer glaubhaft zu machen, dass die Erkrankung vorliegt. Es gibt mittlerweile sehr gute und auch recht eindeutige Verfahren. Aber dennoch kommt es hier immer wieder zu Problemen.

Jetzt beweisen zu müssen, dass die Erkrankung in 6 Monaten noch genauso schwerwiegend sein wird, dass der Beruf nur noch zur Hälfte ausgeübt werden kann, ist so gut wie unmöglich.

Deshalb sollte ich auch im Fall einer Berufsunfähigkeit so viel Geld auf der Seite haben, dass ich die ersten 6 Monate überstehe. Das kann von mir aus an sich auch auf Pump sein. Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung leistet ja rückwirkend.

Weshalb Berufsunfähigkeit leichter zu beweisen ist als Dienstunfähigkeit

Mal angenommen, der Versicherer prüft selbst, ob Berufs- oder Dienstunfähigkeit vorliegt, wie das z.B. bei einer unechten DU-Klausel der Fall ist. Dann ist die BU leichter zu beweisen, weil es hier den fiktiven Prognosezeitraum gibt. Bei der DU muss ich innerhalb von 6 Monaten 3 Monate DU sein und es darf keine Aussicht bestehen, in den kommenden 6 Monaten wieder voll dienstfähig zu werden. Dadurch muss ich theoretisch laufend nachweisen, dass die DU fortbesteht.

In der Praxis entscheidet ja der Dienstherr und dem ist das mehr oder weniger egal. Er entscheidet mal so und mal so. Aber so theoretisch kann ich kaum DU sein, ohne nicht vorher BU gewesen zu sein.

Unterm Strich

Während die Fiktion nach 6 Monaten sehr wichtig ist, um eine BU-Leistung zu erhalten, ist der Prognosezeitraum in den wenigsten Fällen von Bedeutung. Da es aber auch immer wieder eindeutige Fälle gibt, schadet es nix, wenn in beiden Fällen 6 Monate vereinbart sind. Da aber gut 99% der Tarife am Markt es so geregelt haben, ist es eher ein Hygienefaktor als ein Qualitätsmerkmal.

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