Die Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung bezeichnet den Zeitraum zwischen dem Eintritt des Leistungsfalls und dem Beginn der Rentenzahlung. Wenn die Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung 12 Monate beträgt und ich am 28.02.2016 berufsunfähig wurde, würde die Zahlung eigentlich am 01.02.2016 beginnen. Wegen der Karenzzeit von 12 Monaten beginnt die Rente erst 12 Monate später. Je länger die Karenzzeit, desto günstiger ist der Beitrag.
Wann sollte ich eine Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung wählen?
Ich kann mir mit einer Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung halt jeden Monat Geld sparen. Im Leistungsfall fehlt mir dann aber Geld. Ich sollte also nur dann eine Karenzzeit vereinbaren, wenn ich mit meinem Ersparten diesen Zeitraum überbrücken kann.
Mal angenommen, ich habe 6 Monatsgehälter auf der Seite. Dann wäre es kein Problem, wenn ich mit einer Karenzzeit von 6 Monaten arbeite. Ich kann aber auch andere Annahmen treffen. Denn für gewöhnlich bekomme ich als Angestellter 6 Wochen mein Gehalt weiter gezahlt. Danach zahlt die Krankenkasse ein Krankengeld. Das deckt in etwa 75% meines Nettogehalts. Ich kann also mit 6 Monatsgehältern gut 2 Jahre aushalten. Das Krankengeld wird aber nur 18 Monate gezahlt. Also sollte ich die Karenzzeit nicht länger als 18 Monate wählen.
Das Ganze geht aber dann nach hinten los, wenn die Krankenversicherung nicht zahlt, weil in deren Augen meine Arbeitsunfähigkeit nicht vorübergehend, sondern dauerhaft ist. Denn die Krankenkasse leistet nur bei vorübergehenden gesundheitlichen Einschränkungen. Wenn dann die Deutsche Rentenversicherung der Meinung ist, die Einschränkung sei nicht dauerhaft, dann leistet keiner von beiden. Und ich würde dann nach 7 Monaten kein Geld mehr haben… Oder ich müsste sehr sparsam sein.
Der Unterschied zwischen Wartezeit und Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Karenzzeit kann ich bei manchen Anbietern wählen, um Beitrag zu sparen. Wenn ein Leistungsfall eintritt, verzögert sich die Zahlung um die vereinbarte Karenzzeit. Eine Wartezeit wählt ein Versicherer in der Regel dann, wenn die Gesundheitsfragen verkürzt wurden. Denn eine Wartezeit bedeutet, dass Leistungsfälle, die in dieser Zeit eintreten, nicht versichert sind. Wenn ich eine Wartezeit von 3 Jahren habe und in dieser Wartezeit ein psychisches Problem entwickle und deswegen berufsunfähig werde, dann muss der Versicherer keine Rente zahlen. Oft leisten die Berufsunfähigkeitsversicherungen, wenn ich aufgrund eines Unfalls berufsunfähig werde.
Mit der Wartezeit will ein Versicherer verhindern, dass ich schon weiß, dass bald ein Leistungsfall eintritt. Auch bei Versicherungen, die online abschließbar sind, gibt es oft eine Wartezeit. Denn online ist Versicherungsbetrug viel häufiger. Und tatsächlich schreckt hier eine Wartezeit ab 6 Monaten den potentiellen Betrüger ganz gut ab.
Wo eine Karenzzeit wirklich sinnvoll wäre…
Bei Angestellten muss ich auf ein bestimmtes Szenario setzen, um mit einer Karenzzeit zu arbeiten. Das kann auch mal schief gehen.
Soldaten auf Zeit bekommen Übergangsgebührnisse. Das ist eine Versorgung von 75% in den ersten 6 Monaten. Dieser Anspruch steigt in den ersten 12 Jahren der Dienstzeit auf 60 Monate. Hier eine wachsende Karenzzeit einzubauen, sollte recht einfach sein und die Lücke ließe sich gut berechnen.
So ein Produkt gibt es heute aber noch nicht. Wäre aber ne Idee.
Unterm Strich
Ich bin grundsätzlich schon ein Fan von Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn je mehr Eigenverantwortung ich habe, um so weniger muss ich dem Versicherer zahlen. Und am Ende ist es zwar echt schlimm, dass einer von vier Menschen mal berufsunfähig wird. Anders herum bedeutet das aber auch, dass ich in 3 von 4 Fällen keine BU-Versicherung brauche. Deshalb sollte ich dafür so wenig Geld wie nur irgendwie sinnvoll möglich ausgeben. Und ein Weg, um sinnvoll Geld zu sparen, ist eine Karenzzeit.
Wenn du aber für dein Sicherheitsbedürfnis die Vollversorgung brauchst, ist das auch nicht schlimm. Für eine Berufsunfähigkeitsversicherung sprechen viele rationale Gründe. Aber am Ende geht es halt auch darum, ein gutes Gefühl dabei zu haben. Deshalb kannst du gern wählen, ob und wie lange du eine Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung vereinbaren willst.
Und wenn du Fragen hast, dann meld dich einfach bei mir!
