Die Frage, welche Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung zu zahlen sind, bekomme ich von Kollegen und Interessenten gleich oft gestellt. Grundsätzlich sind Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung zu zahlen. Aber in der 3. Schicht bin ich oft unter dem Steuerfreibetrag. Der liegt derzeit bei ca. 10.000 Euro im Jahr. Also, gut 830 Euro im Monat.
Wie ist das jetzt mit Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Wenn ich berufsunfähig bin, dann bekomme ich eine Rente. Und in Deutschland gibt es halt nix umsonst. Deshalb muss ich Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen. Aber es kommt drauf an, wie ich die Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen habe. In Schicht 1, Schicht 2 oder Schicht 3.
Schicht 1 ist die Grundversorgung. Dazu zählt die gesetzliche Rentenversicherung oder die Versorgungswerke. Aber eben auch die sogenannte Rürup-Rente, die ja auch Basis-Rente heißt. Wenn ich an einer solchen Rente eine Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (68 Punkte beim Scrabble) anschließe, dann ist diese auch so zu versteuern. Und da ich hier die Beiträge von der Steuer absetzen konnte, ist die Rente eben auch so zu versteuern.
In 2022 kann ich 94% von den Beiträgen absetzen. Und wenn ich 2022 BU würde, wären das 82%, die von der BU-Rente zu versteuern wären. Also bei 1.000 Euro müsste ich 820 Euro mit meinem persönlichen Steuersatz versteuern. Was ich absetzen und was ich versteuern muss, steigt jedes Jahr. Das nennt man Kohortenprinzip. Nachzulesen ist das im Einkommenssteuergesetz §22,1.a)aa). Die 820 Euro wären also noch knapp unter dem Steuerfreibetrag.
Ab 2040 muss ich alles versteuern und ab 2023 kann ich alles absetzen.
Wichtig ist, dass die Beiträge zur Berufsunfähigkeitszusatzversicherung nicht mehr als 50% des Gesamtbeitrags für Altersvorsorge und BUZ betragen. Denn die Basis-Rente und die dazugehörige Steuerstundung dient dem zusätzlichen Aufbau einer lebenslangen Altersversorgung. Deshalb ist auch eine BUZ mit verkürzter Laufzeit hier eher problematisch. Da gibt es zwar noch keine Rechtsprechung vom BGH, aber es könnte schon sein, dass die Steuerfreiheit dann entfällt.
Was ist mit Schicht 2?
In Schicht 2 fallen Riesterverträge und betriebliche Altersvorsorge. In Riesterverträgen gibt es keine BUZ-Verträge. Aber halt in der betrieblichen Altersvorsorge. Und da kenn ich mich nicht besonders gut aus. Aber grundsätzlich gilt: Wenn du was von der Steuer absetzen kannst, dann zahlst du auch Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Und die Beiträge zahlst du aus deinem Brutto-Gehalt per Entgeltumwandlung oder dein Arbeitgeber zahlt sie. Also sind sie steuerfrei und auch sozialversicherungsfrei. Deshalb zahlst du im Rentenbezug volle Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung. Steht so im Einkommenssteuergesetz §3.63. Es sei denn, du hast nen alten Vertrag nach §40b der alten Fassung des Einkommenssteuergesetzes. Dann wird es wie Schicht 3 versteuert.
Und Sozialversicherung musst du auch immer zahlen.
Grundsätzlich gibt es in Schicht 1+2 einen sogenannten Steuerstundungseffekt. Du sparst Steuern im Erwerbsleben und musst sie dann beim Rentenbezug nachzahlen. Da du in der Rente in der Regel einen niedrigeren Steuersatz hast, sparst du dir unterm Strich was.
Aber wenn du Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung sparst, dann kannst du dann echt sparen, wenn du nie berufsunfähig wirst. Klar würdest du noch mehr sparen, wenn du gar keine BU-Versicherung abschließt und dann nie BU wirst, aber das weißt du vorher halt nicht.
Zusammengefasst hat die Berufsunfähigkeitsversicherung über den Arbeitgeber finanziell günstiger. Auch wenn wir die Nachteile der Besteuerung einbeziehen. Oft sind auch die Gesundheitsfragen einfacher. Der große Nachteil ist, dass du nicht beliebig Zugang hast, es oft eine Begrenzung auch 1.500 Euro Rente gibt und du nicht immer voll flexibel bei einem Arbeitgeberwechsel bleibst. Hinzukommt, dass eben der Arbeitgeber der Vertragsinhaber ist. Und wenn der einen guten Vertrag in einen schlechten umdecken will, weiß ich nicht, ob du die volle Kontrolle hast.
Außerdem ist hier nur eine sogenannte Bonusrente möglich. Die Gesamtrente, die du versichert hast, ist also nicht garantiert. Die Höhe hängt von den Überschüssen ab.
Versteuerung und Sozialversicherung in Schicht 3
Und in Schicht 3 gilt die Einkommenssteuerdurchführungsverordnung (68 Punkte beim Scrabble). Da kann ich mir grob merken, dass die Restlaufzeit den Prozent entspricht, die ich versteuern muss. Wenn der Vertrag also noch 20 Jahre läuft, dann muss ich 20% versteuern. Tatsächlich sind es bis 30 Jahre immer ein Prozentpunkt dazu und ab 35 immer ein Prozentpunkt weniger. Aber grob kann man sich das so halt besser merken. Und wenn ich da dann 1.000 Euro versichert habe, gehen nur 200 Euro in die Versteuerung. Das fällt unter den Steuerfreibetrag. Also, muss ich vermutlich keine Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen.
Das liegt daran, dass ich die Beiträge realistisch nicht absetzen kann. Die Beiträge für eine private BU-Versicherung laufen in den gleichen Topf wie Krankenversicherung und Pflegeversicherung. Angestellte, Beamte und Rentner können 1.900 Euro pro Jahr absetzen und Selbständige und Freiberufler 2.800 Euro. Gemeinsam veranlagte Ehepaare halt immer das Doppelt. Wer also als Angestellter 2.000 Euro brutto verdient, hat schon alles ausgeschöpft.
Bei der Sozialversicherung ist es ein bisschen komplizierter. Wenn du in der GKV pflichtversichert bist, zahlst du keine Sozialversicherung aus deiner BU-Rente. Übrigens gilt das auch für die Rente aus Schicht 1.
Wenn du aber freiwillig gesetzlich versichert bist, dann muss du zahlen. In Schicht 3 und auch in Schicht 1. Das ergibt sich aus SGB V §240.
Und das Blöde ist jetzt, dass du, wenn du “nur” berufsunfähig bist, in der Regel kein Einkommen mehr beziehst. Du bekommst keine Erwerbsminderungsrente und noch keine Altersrente. Und ohne Einkommen fliegst du aus der Pflichtversicherung raus. Also musst du dich privat oder freiwillig gesetzlich krankenversichern.
Aaaaaaaaber: Du bekommst ja erstmal Krankengeld aus der gesetzlichen. Wenn du nicht umschulen kannst, weil du zu krank bist, in irgendeinem anderen Beruf zu arbeiten, dann bist du vermutlich erwerbsgemindert. Sollte das die gesetzliche Rentenversicherung nicht anerkennen, dann kannst du ja erstmal Arbeitslosengeld I beantragen. Dann bleibst du weiter pflichtversichert. Und wenn du bereit bist, an Umschulungen teilzunehmen, dann kannst du das auch eine ganze Zeit in die Länge ziehen.
Alle, die verheiratet sind oder in einer ähnlichen Gemeinschaft leben, können sich über den Partner familienversichern. Wenn der Partner bisher nicht gearbeitet hat, wäre jetzt eine gute Gelegenheit.
Allerdings sind eigentlich alle der Meinung, dass die BU-Rente hier zum Einkommen zählt, obwohl es eine abgekürzte Leibrente ist und Einkommen nach §2 Einkommensteuergesetz sind Einkünfte im Sinne des §22. Die BU-Rente fällt aber unter §55 Einkommenssteuerdurchführungsverordnung. Aber egal… Gehen wir mal davon aus, dass es dazu gehört, dann könntest du dich nicht familienversichern, wenn deine BU-Rente über 485 Euro (Stand 2023) im Monat auszahlt. Aber ich habe auch für diesen Fall eine Lösung…
Du musst einfach einen Versicherungsnehmerwechsel auf deinen Partner beantragen. Dann erhält er die BU-Rente und du kannst dich ohne Probleme familienversichern. Logischerweise sollte eure Beziehung gut genug sein, dass dein Partner dann nicht mit der Rente durchbrennt.
Erst dann, wenn du in ALG II bzw. Hartz IV fallen würdest, kannst du dir überlegen, ob du dich frühverrenten lassen willst oder ob eine freiwillige oder eine private Krankenversicherung besser ist. Den Hartz IV geht nicht, wenn du ein Einkommen aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung beziehst.
Aber vorübergehend gibt es einige Wege, um die BU-Rente ohne Abzüge für die Sozialversicherung zu beziehen.
Was ist für Beamte bei den Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung zu beachten?
Naja, an sich nicht viel. Beamte müssen an sich immer Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen. Denn auch wenn es nur der Ertragsanteil nach §55 Einkommenssteuerdurchführungsverordnung ist, bezieht der Beamte ja entweder seine volle Besoldung, weil er nur berufs- und nicht dienstunfähig ist. Oder er zahlt Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung, weil er DU ist und dann sein Ruhegehalt bezieht.
Klingt unfair, heißt aber nur, dass der Beamte immer Geld bekommt. Und das ist immer mehr als der Steuerfreibetrag.
Dafür ist jeder Beamte in jedem Bundesland zu 70% beihilfefähig, wenn er wegen DU in den Ruhestand versetzt wird. Und das ist doch auch schon mal was.
Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung einfach erklärt?
Ich bin mir jetzt nicht so sicher, ob ich die Steuern auf die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Sozialversicherungspflicht wirklich einfach erklärt habe. Aber es ist auch ein komplexes Thema mit einer ganzen Menge an Gesetzen und Urteilen.
Wenn ich was vergessen habe, dann schreibt mir einfach und wenn ihr mehr wissen wollt, dann meldet euch!