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Gibt es eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung?

grüne Berufsunfähigkeitsversicherung

Unseren Kunden Max, 24 Jahre jung, lernten wir über die Beratung zur betrieblichen Altersvorsorge kennen. Nach erfolgreich absolviertem BWL-Studium stieg er als Trainee bei unserem Kundenunternehmen ein. Neben der Altersvorsorge wollte er sich nun auch „endlich“ um eine Arbeitskraftabsicherung kümmern. Und da seine Lebensweise – wie auch die Wahl des Arbeitgebers, eines Lebensmittelproduzenten mit Schwerpunkt Biolebensmittel – komplett auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, wünschte er eine Möglichkeit, eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung zu machen.

Was ist eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung?

Nun ist die Berufsunfähigkeitsversicherung auf den ersten Blick ein reines Risikoprodukt. Zwar werden rechnerisch Überschüsse erwirtschaftet, die dem Kunden bei (vorzeitiger) Kündigung zustehen, allerdings steht logischerweise kein Kapitalaufbau im Vordergrund. Zumindest nicht, wenn man auf den möglichst günstigsten Beitrag aus ist und Überschüsse verrechnen lässt.

Hier versteckt sich aber die andere Variante: Überschüsse können bei vielen Versicherern auch in Fonds angesammelt werden. (Achtung, hier ist NICHT die Rede von einer Kombination aus Basisrente und Berufsunfähigkeitsversicherung!). Wenn diese Fonds nun den grünen Kriterien unseres Kunden entsprechen, lässt sich auch eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung basteln.

In Sachen Berufsbild (Akademiker, kaufmännischer Beruf), Alter und Gesundheit macht Max es uns leicht, was die grundsätzliche Versicherbarkeit zu sehr guten Konditionen angeht. Und so geht es für eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente von 1.800 EUR – mit Berücksichtigung der Fondsanlage – bei einem Beitrag von 76,88 EUR monatlich bei der Universa los. In Reichweite liegen Signal Iduna, Alte Leipziger, Allianz und Stuttgarter.

Deutliche Unterschiede am Markt

Der zunächst günstigste Anbieter Universa fliegt gleich wieder aus dem Rennen. Es werden nur sehr wenige Fondsanlagen angeboten, um eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung zu basteln. Und keine erfüllt die Kriterien nach ESG bzw. SRI. Gleiches gilt für die Signal Iduna.

Deutlich besser sieht es da bei der Alte Leipziger aus, die ein breites Angebot an Fonds bietet. Aktive Fonds, ETFs, aber auch Themenfonds wie z.B. den Pictet Water. Die Auswahl ist sehr umfassend und bietet die Möglichkeit, in die klassische Nachhaltigkeitsdebatte bei grünen Fonds einzusteigen: Günstig, aber eher „hellgrün“ mit ETFs, oder lieber etwas höhere Fondsgebühren, dafür aber nachvollziehbarere Nachhaltigkeitsansätze im aktiven Fondsmanagement.

Bei letzteren bietet die Alte Leipziger so genannte „Clean Shares“, also Großeinkäufer-Konditionen, an. So werden z.B. für den terrAssisi Aktienfonds nur 0,69% Gebühren fällig und nicht wie sonst am Markt 1,47%.

Allianz, Alte Leipziger und Stuttgarter im Rennen – Sonderfall Nürnberger

Praktisch genau so funktioniert es bei der Stuttgarter. Die Schwaben, ohnehin ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit im Versicherungsmarkt, bieten ebenfalls eine breite Auswahl an nachhaltigen Anlagelösungen und auch hier die Großeinkäufer-Konditionen.

Mit in der ersten Reihe steht die Allianz. Der Marktführer bietet eine solide Auswahl passender Fonds an – allerdings zu „normalen“ Konditionen. Da der Preis entscheidend für das ist „was hinten rauskommt“, dürfte sich der Fokus somit eher auf die anderen Anbieter richten.

Gar nicht berücksichtigt werden konnten die Ergo, die mit einem attraktiven Tarif aufwartet, aber lediglich eine Bonusrente – also eine eher nicht so ganz transparente Zinsanlage – anbietet und die Canada Life, die gar nicht erst mit einem Bruttobeitrag kalkuliert.

Eine Sonderrolle nimmt die Nürnberger an. Sie zieht mit ihrer neuen „BU4Future“ sicherlich gewisse Aufmerksamkeit bei der Suche nach der grünen Berufsunfähigkeitsversicherung auf sich und verspricht auch, die Beiträge sozial und nachhaltig anzulegen. Allerdings gibt es in dieser Variante keine Fondsanlage. Parallel wird allerdings weiter die Investment-BU angeboten, die inzwischen mit einer ansehnlichen Palette nachhaltiger Fonds aufwartet.

Wie nachhaltig ist die grüne Berufsunfähigkeitsversicherung im Sicherungsvermögen?

Grüne Fonds sind schön und gut, wie nachhaltig ist aber das jeweilige Sicherungsvermögen des Versicherers? Hier muss man sich auf die Angaben des jeweiligen Anbieters verlassen. Im Regelfall melden prinzipiell alle Versicherer, dass sie die Zukunftsaufgabe Nachhaltigkeit verstanden und mit zum Unternehmenszweck erhoben haben. Die Alte Leipziger verweist darauf, dass sie selber den Prinzipien des verantwortlichen Investierens (UN PRI) beigetreten ist  und nur Anleihen von Staaten kauft, die das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet haben.

Die Allianz verweist auf innerbetriebliche Maßnahmen sowie Änderungen in der Anlagepolitik – wie z.B. den Ausstieg aus Kohleinvestitionen. Die Stuttgarter kann dagegen mit ihrer „grünen Rente“ durchaus auf eine führende Position im Nachhaltigkeitskontext verweisen. In eine ähnliche Richtung geht inzwischen auch die Nürnberger.

Vertrauen ist hier gut, Kontrolle bleibt aber schwierig.  Für alle gilt dabei, dass der EU-Aktionsplan zur Nachhaltigkeit zumindest zu mehr Transparenz ab 2021 führen dürfte.

Grüne Berufsunfähigkeitsversicherung mit Fondsanlage… Macht man sowas überhaupt?

Immer wieder liest man, Risikoversicherung und Ansparen sollte getrennt werden. Man sei so flexibler und würde bei Erhöhungen des Risikoschutzes nicht gleichzeitig den Aufwand für das Ansparen mit hochschrauben. Das ist genauso richtig, wie Geschmackssache. Klar ist: Wer die beiden Varianten trennt in die BUV und einen Fondssparplan, bleibt flexibler und kann den Sparplan beitragsfrei stellen und den Risikoschutz unverändert beibehalten, wenn das Geld mal knapper sein sollte.

Aber: Wer im Rahmen seiner Berufsunfähigkeitsversicherung investmentförmig spart, profitiert von steuerfreien Ablaufleistungen der Fondsansammlung. Das gilt auch für eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung!

Für den Fiskus steht der Risikoschutz im Vordergrund – so kommt es gegenüber einem mit gleicher Münze angesparten Fondssparplan zu einem klaren Nachsteuer-Vorteil. Und wenn dann der Versicherer noch anbietet, im Falle einer finanziellen Notlage die Art der Überschussverwendung umzustellen, wird letztlich eine durchaus smarte Lösung deutlich. Die Stuttgarter bietet diese Möglichkeit.

Heißt also: Im Falle einer finanziellen Knappheit können die Überschüsse verrechnet werden und somit den Zahlbeitrag mindern. Bei der Allianz und der Nürnberger ist das für eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung so direkt nicht möglich – allerdings können Beiträge aus dem Fondsguthaben finanziert werden, was natürlich eine gewisse Vertragslaufzeit voraussetzt, damit ein Effekt erzielt werden kann.

Gleiches gilt für die Alte Leipziger, die zudem noch die Möglichkeit bietet, den laufenden Vertrag zu stoppen und dann ohne neue Gesundheitsprüfung eine neue Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Was sich aber nach 20 Jahren Laufzeit wegen des dann deutlich höheren Eintrittsalters nicht wirklich aufdrängt. Daneben bieten alle Versicherer zinslose Stundungsoptionen an – gut zu wissen, aber auch hier sind wohl keine Hurra-Schreie zu erwarten.

Klappt eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung immer?

Wichtig bleiben natürlich weiterhin das kleine und große Einmaleins der Berufsunfähigkeitsversicherung: Zunächst die Auswahl des passenden Anbieters hinsichtlich der Bedingungen und der technischen Ausgestaltung (Dynamik- und Erhöhungsoptionen etc.), Abklärung der gesundheitlichen Vorgeschichte und ggf. eine Risikovoranfrage bei und dann schlussendlich die finale Auswahl.

Vielleicht ergibt sich aus diesem Einmaleins nicht immer als beste Lösung eine grüne Berufsunfähigkeitsversicherung. Als Fazit kann man aber ziehen: Dem Anspruch unseres Kunden Max können wir, wenn auch mit dem ein oder anderen Fragezeichen bei der Nachhaltigkeit der Unternehmen selbst, letztlich mit guten Lösungen am Markt gerecht werden.

Über den Autor: Henning Schmidt
Henning Schmidt, Jahrgang 1976, ist seit 2004 Versicherungsmakler und Finanzanlagenvermittler tätig. Seit Beginn seiner Tätigkeit ist er ein Verfechter der Nachhaltigkeit – nicht zuletzt, weil er als Küstenbewohner ein Interesse an trockenen Füssen hat.

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Comments (4)

Passend zum Thema lohnt es sich hier die nachhaltige BU der NÜRNBERGER, die BU4Future, zu betrachten:

https://vertrieb.nuernberger.de/produkte/lv-privat/einkommensschutz/bu4future/index.jsp

Danke für den Hinweis!

In Füssen ist man doch kein Küstenbewohner!?

Guter Hinweis! Ich glaube, in Österreich wäre die Schreibweise noch korrekt… Ich hab’s aber mal korrigiert

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