Wer viel reist oder Teile des Jahres im Ausland verbringt, unterschätzt schnell die organisatorischen und finanziellen Hürden im Todesfall. Seit 2003 sind in Deutschland die Angehörigen gesetzlich verpflichtet, die Bestattungskosten zu tragen. Tritt der Todesfall im Ausland ein, kommen zur Bestattung daheim oft noch hohe Überführungs- und Behördenkosten dazu. Eine Sterbegeldversicherung mit abgesicherter Rückholung aus dem Ausland nimmt den Druck – finanziell und organisatorisch.
Was bedeutet „Rückholung aus dem Ausland“ konkret?
Unter der Rückholung (Repatriierung) versteht man die vollständige Organisation und Finanzierung der Überführung der verstorbenen Person an einen Bestattungsort in Deutschland. Dazu zählen u. a. die Koordination mit örtlichen Behörden und Botschaften, erforderliche Dokumente (z. B. internationale Sterbeurkunde, Leichenpass), hygienische Versorgung/Thanatopraxie gemäß Zielland-Vorgaben sowie Transport per Flugzeug/Bestattungsfahrzeug bis zum ausgewählten Bestatter.
Wie teuer kann eine Rückführung werden?
Die Kosten variieren stark je nach Land und Distanz. Innerhalb Europas bewegen sie sich häufig im mittleren vierstelligen Bereich; bei interkontinentalen Rückholungen sind fünfstellige Beträge keine Seltenheit. Hinzu kommen Gebühren für Übersetzungen, Konsulate und ggf. Sonderzuschläge von Airlines. Ohne Absicherung kann die Rückholung schnell deutlich teurer werden als die eigentliche Bestattung in Deutschland.
Leistungsunterschiede der Anbieter im Überblick
Unsere vier Anbieter gehen das Thema Rückholung sehr unterschiedlich an. Das Spektrum reicht von echten „Organisations- und Kostenbausteinen“ bis hin zu Tarifen ohne gesonderte Auslandsleistung. Hier die wichtigsten Punkte im Vergleich:
Hannoversche (Tarif Plus & Exklusiv)
In den Tarifen Plus und Exklusiv sind die tatsächlich angefallenen Überführungskosten zusätzlich zur Versicherungssumme abgedeckt – bis zur Höhe der doppelten Versicherungssumme, maximal 20.000 €. Voraussetzung u. a.: Tod im Ausland während eines Aufenthalts von höchstens 45 Tagen und außerhalb der Wartezeit (bzw. Unfalltod). Praktisch: Der reine Basistarif enthält diese Leistung nicht; wer regelmäßig reist, sollte daher Plus oder Exklusiv wählen.
DELA (alle Tarife)
DELA übernimmt die Überführung an den gewünschten Bestattungsort in Deutschland, wenn die versicherte Person ihren Hauptwohnsitz in Deutschland hatte und der DELA-Überführungsservice beauftragt wird. Die Leistung ist organisationsgeführt (Dela koordiniert den Service) und ergänzt die finanzielle Absicherung sinnvoll – gerade weil im Ernstfall die schnelle und korrekte Abwicklung wichtiger ist als jedes Detail selbst klären zu müssen.
IDEAL (SterbeGeld, SterbeGelddirekt, SterbeGeldflex)
Die IDEAL bietet eine klar definierte Rückholkostenversicherung: max. 5.200 € für Rückholungen aus dem europäischen Ausland, max. 10.300 € aus dem außereuropäischen Ausland; zusätzlich bis 2.560 € für Mehrkosten der Rückreise des überlebenden Ehepartners. Diese festen Pauschalen geben Planungssicherheit – besonders für Vielreisende außerhalb Europas.
GE·BE·IN
Die GE·BE·IN-Unterlagen fokussieren auf klassische Sterbegeldleistungen (mit/ohne Gesundheitsprüfung, Wartezeiten, Unfall-Doppelzahlung). Eine explizite, separat ausgewiesene Absicherung der Rückholung aus dem Ausland ist in den Tarifübersichten nicht vorgesehen. Wer dieses Risiko gezielt absichern möchte, fährt mit den oben genannten Anbietern (oder einem ergänzenden Reiseschutz) meist besser.
Für wen ist die Ausland-Rückholung besonders wichtig?
Vielreisende & Geschäftsreisende: Häufige Auslandsaufenthalte, auch kurz, erhöhen schlicht die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Leistungsfall im Ausland.
„Overwinterer“ & Langzeiturlauber: Wer mehrere Wochen/Monate z. B. auf den Kanaren, in Südeuropa oder Fernzielen verbringt, sollte auf Leistungsgrenzen (z. B. 45-Tage-Regel) achten.
Expats mit deutschem Hauptwohnsitz: Je nach Anbieter ist der deutsche Wohnsitz Bedingung. Prüfe, ob dein Lebensmittelpunkt formal noch in Deutschland liegt.
Paare/Familien: IDEALs Zusatzleistung für die Rückreise des Ehepartners ist im Ernstfall ein echter Kosten- und Stresspuffer.
Typische Stolperfallen und wie du sie vermeidest
1) Wartezeit & Unfall-Ausnahme: In der Wartezeit greift der Schutz oft nur bei Unfalltod. Für natürliche Todesursachen gibt’s dann Beitragsrückerstattung, nicht aber die volle Leistung. Plane entsprechend.
2) Aufenthaltsdauer: Achte auf Limits (z. B. 45 Tage bei der Hannoverschen). Wer länger bleibt, riskiert Lücken.
3) „Wer organisiert?“: Versicherer wie DELA koppeln die Leistung an ihren eigenen Überführungsservice. Das ist gut (Profi-Organisation), erfordert aber im Ernstfall die richtige Beauftragung.
4) Kostenkappen: Pauschalen (IDEAL) geben Klarheit, deckeln aber. Bei Fernzielen kann die Rückholung teurer werden – hier kann die Hannoversche mit dem 20.000-€-Deckel je nach Summe im Vorteil sein.
5) Doppelversicherungen: Manchmal übernehmen schon Auslandskranken- oder Reiseversicherungen Teile der Kosten. Das ist gut – aber lies die Anrechnungsklauseln deiner Sterbegeldversicherung.
Beispiel-Szenarien
„Kanaren-Winter“ (8 Wochen): Für Aufenthalte >45 Tage kann bei der Hannoverschen der Plus/Exklusiv-Baustein an seine Grenze stoßen. DELA (Servicebindung) oder IDEAL (Pauschalen) können hier je nach Konstellation passender sein.
Fernreise nach Kanada: Die IDEAL-Pauschale von 10.300 € kann bei interkontinentalen Distanzen knapp werden. Wer höhere Summen absichern will, fährt mit Hannoversche Plus/Exklusiv (bis 20.000 €) oft besser.
Städtetrips in Europa (mehrfach <14 Tage): Hier punkten alle Anbieter mit Unfall-Ausnahme in der Wartezeit und unkomplizierter Abwicklung. DELA nimmt dir über den eigenen Service viel Organisation ab.
Checkliste: So wählst du den passenden Tarif
- Wie oft und wie lange bist du im Ausland (Tage pro Reise, Zielregion)?
- Reichen dir feste Pauschalen (Planbarkeit) oder möchtest du höhere, dynamische Limits bis 20.000 €?
- Bevorzugst du „Organisation inklusive“ (DELA) oder reine Kostenerstattung bis zu einer Deckelung (Hannoversche/IDEAL)?
- Liegen parallel Reiseschutz/ADAC/Auslandskrankenpolicen vor – und wie greifen Anrechnungen?
- Höhe der Versicherungssumme insgesamt (Bestattung + ggf. Mehrkosten Ausland) realistisch kalkuliert?
Fazit
Die Ausland-Rückholung ist einer der wichtigsten Zusatzbausteine einer Sterbegeldversicherung – oft wertvoller als 1–2 € Beitragsersparnis. Wer Europa verlässt oder länger verreist, sollte Tarife mit klaren und ausreichenden Leistungen wählen. Unser Kurzfazit: Hannoversche Plus/Exklusiv für hohe Obergrenzen (bis 20.000 €), DELA für die komfortable Service-Organisation, IDEAL für transparente Pauschalen inklusive Partner-Rückreise. GE·BE·IN ist solide beim klassischen Sterbegeld, für die spezifische Auslandsabsicherung aber weniger geeignet.

